Beispiele aus dem Schulalltag
Hier erzählen einige Kolleginnen und Kollegen von ihrer Tätigkeit in der Schulassistenz.
Jedes Kind ist anders - und damit ist auch jede Tätigkeit unterschiedlich.
Schauen Sie gerne rein und machen Sie sich ein Bild von der vielfältigen und abwechslungsreichen Arbeit in der Schulassistenz!

"Mein Tag in der 1. Klasse startet, nachdem wir den Tagesablauf besprochen haben, mit einer Begrüßungsrunde.
Anschließend sind die Schüler mit Aufgaben beschäftigt und ich ziehe mich zurück. Unsere Schule stellt Obst & Gemüse zur Verfügung und diese schneide ich oft schon mal in mundgerechte Stücke für die bevorstehende Pause.
Das Kind, welches ich begleite, hat Diabetes. Oft braucht es vor der Pause ein Stück Obst um den Blutzucker wieder aufzupäppeln. Schließlich ist so ein Schulalltag anfangs sehr aufregend und es kommen schon mal Blutzuckerschwankungen vor.
In den Pausen ist es meine Aufgabe, den Blutzucker zu messen und die Kohlenhydratangaben in die Pumpe einzutippen. So kann ich sicher gehen, dass in der anschließenden Hofpause ungestört gespielt werden kann.
Mit meinem Notfallset bin ich immer in der Nähe. Wir haben im Klassenraum eine Liegeecke, wo das Kind bei Bedarf die Füße hochlegen kann.
Ich bin froh, dass durch die Übernahme der Krankenkasse eine Schulassistenz dazu beitragen kann, einem Kind mit Diabetes einen unkomplizierten Schulalltag zu ermöglichen.
Mein Arbeitstag ist beendet, wenn das Kind mit einem stabilen Blutzuckerwert in den Bus steigt."

"Ich betreue ein Kind, das im Rollstuhl sitzt und die 6. Klasse einer Gesamtschule besucht.
Unser gemeinsamer Tag beginnt und endet mit der Schulweg-Begleitung:
Vom Zuhause des Kindes aus legen wir den Fußweg zur Bushaltestelle über (unbeleuchtete) Landstraßen und dem Radweg an der Hauptstraße zurück. Diese vielbefahrene Hauptstraße müssen wir auch überqueren, morgens einmal, nachmittags auf dem Rückweg sogar zweimal. Dabei steht uns nur auf dem Rückweg einmal auf Höhe der Bushaltestelle eine Querungshilfe zur Verfügung.
Beim Ein- und Ausstieg in den / aus dem Bus leiste ich Unterstützung durch Aus- und Einklappen der Rampe, schiebe das Kind in den Bus und in vorgesehener Richtung auf den Rollstuhl-Platz, achte darauf, dass die Bremsen des Rollis angezogen sind, wenn der Bus losfährt. Beim Aus- und Einklappen der Rampe helfen oft auch andere Passagiere oder Bus-Schüler*Innen.
Mein Integrations-Kind könnte auch täglich mit dem Taxi zur Schule fahren. Sie liebt jedoch das Busfahren und möchte dies eines Tages alleine bzw mit Hilfe von Freund*Innen bewerkstelligen.
Während der Fahrt ziehe ich mich zurück, wenn Freund*Innen im Bus sind, damit die Kinder in Ruhe miteinander reden können.
Vom Busbahnhof, bei dem wir aus- und nachmittags wieder einsteigen, ist ebenfalls noch ein Fußweg zur Schule zurückzulegen. Dieser ist mit Kopfsteinpflaster belegt, d.h. relativ uneben und es herrscht viel Verkehr (Fußgänger, Radfahrer, Autos, Busse). Leider sind nicht alle Busse, die auf der von uns genutzten Strecke fahren, barrierefrei. Vor allen Dingen sind es die Schulbusse in der Regel nicht. So sind wir meistens auf die Linienbusse angewiesen, die aber nur einmal in jeder Stunde fahren. Dies führt häufig zu längeren Wartezeiten. Nicht selten haben die Linienbusse auch Verspätung.
Die Türen der Schule sind nicht barrierefrei, sodass mein Integrations-Kind dort schon ab der Eingangstür Hilfe benötigt. Viele Schüler*Innen sind sehr aufmerksam und halten bereitwillig die Tür auf. Insgesamt ist die Hilfsbereitschaft an der Schule gegenüber den I-Kindern groß.
Jeden Morgen bei der Ankunft informieren wir uns am Vertretungsplan, der an einem großen Bildschirm in der Aula angezeigt wird, über Änderungen im Tagesablauf, die für uns evtl. mit Raumänderungen verbunden sind (Wegplanung / Fahrten mit dem Aufzug).
In der Klasse und im Tagesverlauf leiste ich Unterstützung bei allen Wegen auf dem Schulgelände und im Schulgebäude. Mein Integrations-Kind benötigt Unterstützung und Assistenz in allen körperlichen Situationen, z.B. Toilettengang, Tasche tragen, Arbeitsplatz organisieren, Begleitung beim Mittagessen, ggfs. ebenfalls in den Pausen, Hilfe beim Umkleiden (z.B. Jacke) und beim Sport. Ich unterstütze ebenso bei feinmotorischen Tätigkeiten (Schneiden, Kleben, Lineal / Geodreieck halten usw.)
Beim Unterricht in Fachräumen (z.B. Technik, Musik, Bio, Physik, Hauswirtschaft, Kunst) bin ich mit verantwortlich für die Raumvorbereitung, damit der Tisch für mein Integrationskind passt und richtig steht, für eine optimale Sicht und Unterrichtsteilnahme. Im Unterricht helfe ich, in Absprache mit den Lehrer*Innen, bei der Strukturierung von Aufgaben. Das betreute Kind arbeitet aus motorischen und visuellen Gründen zunehmend mit dem Tablet. Hier leiste ich technische Hilfestellung. Ich achte auf das Zeitmanagement und schlage bei Erschöpfung kleine Pausen vor, in denen ich das Kind begleite. Zum Teil verlassen wir für die Stillarbeit auch den Klassenraum, wenn dort Unruhe herrscht, und arbeiten im Nebenraum.
Aktive Hilfe leiste ich im Sportunterricht, z.B. beim Aufheben und Anreichen von Bällen. Bei sportlichen Unterrichtsthemen, an denen das Kind nicht teilnehmen kann, beispielsweise bei Fußball, führen wir, je nach Platz, der uns zur Verfügung steht, ein eigenes kleines Programm durch, z.B. Ball zuwerfen, Frisbee spielen oder kegeln.
Insgesamt sind zur Teilhabe am Unterricht, aber auch an Projekten / Ausflügen des Kindes oft kreative Lösungen notwendig, die ich gemeinsam mit dem Kind, den Eltern und den Lehrer*innen erarbeite. Das ist oft herausfordernd, stellt jedoch für mich persönlich einen Bereich meiner Arbeit dar, der mich sehr motiviert. Bei aller Unterstützung gilt es für mich immer, die Entwicklung der Eigenständigkeit und des Selbstbewusstseins des von mir betreuten Kindes im Auge zu behalten und zu fördern.
Das Kind ist sehr gut in der Klasse integriert, wird von allen akzeptiert und respektiert und hat eine Gruppe von tollen Freund*Innen, mit denen es sich regelmäßig verabredet.
Mit den Lehrer*innen und den Eltern klappt die Zusammenarbeit und der Austausch sehr gut. Wir verstehen uns als Team."

"Ich begleite einen Schüler mit ADHS im Schulalltag, um ihm zu helfen, besser mit seinen Herausforderungen umzugehen und den Unterricht erfolgreich zu bewältigen.
Seine ADHS äußert sich insbesondere durch Unaufmerksamkeit und die Neigung, sich schnell ablenken zu lassen. Impulsives Verhalten zeigt er nur selten, wenn dann in Situationen, in denen er unter starkem Druck steht.
Der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu ihm war ein Prozess, der viel Geduld und Zeit erforderte. Es hat gedauert, bis er Vertrauen zu mir aufgebaut hat. Mittlerweile akzeptiert er meine Unterstützung, was die Zusammenarbeit deutlich erleichtert. Wenn jedoch eine Vertretung nötig ist, etwa in meiner Abwesenheit, reagiert er oft ablehnend. Er ignoriert die Vertretungspersonen häufig und macht, was er möchte.
Unser Schultag beginnt morgens im Klassenzimmer, wo ich ihn unterstütze, sich auf den Tag vorzubereiten. Zu meinen Aufgaben gehört es, ihn daran zu erinnern, seine Schulsachen herauszuholen und sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Während des Unterrichts sitze ich neben ihm und achte darauf, dass er konzentriert bleibt. Sobald ich merke, dass seine Aufmerksamkeit nachlässt oder er abgelenkt ist, erinnere ich ihn freundlich daran, sich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren.
Eine besondere Herausforderung besteht darin, ihn zum Mitmachen zu motivieren. Insbesondere das Mitschreiben von Texten, macht er häufig nur widerwillig. In solchen Momenten braucht es zusätzliche Ermutigung und viel Geduld. Manchmal hilft es, ihm die Wichtigkeit des Mitschreibens zu erklären. Wenn er sich jedoch komplett verweigert, habe ich wenig Handlungsspielraum. In solchen Fällen versuche ich, ihm Zeit zu geben und ihn später erneut zu motivieren.
Wichtig bei der Zusammenarbeit ist es, eine Balance zwischen klaren Strukturen, Geduld und Motivation zu finden. Regelmäßiges ehrliches Lob für seine Anstrengungen, auch für kleine Erfolge, ist für ihn ein großer Ansporn und hilft ihm, motiviert zu bleiben. Mein Ziel ist es, ihn bestmöglich zu unterstützen, damit er den Schulalltag mit mehr Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und Erfolg meistern kann."

"Ich begleite ein Kind, das eine geistige Entwicklungsstörung hat und im Autismus Spektrum ist. Der Junge besucht die 8 Klasse in einer Realschule.
Einen standardisierten Tag, den ich beschreiben könnte, gibt es an meinem Arbeitsplatz nicht. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich. Der Verlauf des Tages ist von vielen Faktoren abhängig, wie z.B. dem Wetter oder einer Veränderung im morgendlichen Ablauf. Manchmal wirkt es sich schon aus, wenn einfach nur ein Stuhl verrückt worden ist und anders steht.
Wir treffen uns morgens im Forum der Schule. Nachdem er mich wahrgenommen hat, geht er an mir vorbei. Ich frage ihn dann, in welchen Raum wir gehen müssen und begleite ihn dorthin.
Im Klassenraum muss er daran erinnert werden seine Fachmaterialien auf den Tisch zu legen und keine Geräusche (meistens ein Summen oder Singen) zu machen. Sofern er keine offenen Fragen hat, kann der Unterricht beginnen.
Wenn jedoch offene Fragen sind, müssen diese zuerst geklärt werden, damit er sich danach auf den Unterricht konzentrieren kann. Diese sind z.B. „Warum brauche ich einen Integrationshelfer?“, „Bist du mein Chef?“, „Warum bin ich anders?“. Schwierig ist es oftmals, ihm eine Antwort so zu geben, mit der er zufrieden ist. Aus diesem Grund wird dieselbe Frage sehr häufig wiederholt und ich versuche die Antwort jedes Mal umzustellen, bis er diese akzeptiert (was lange dauern kann, manchmal sogar Tage).
Die Pause bestreitet er i.d.R. ohne mich, aber er weiß, wo ich bin. Die Tatsache, dass er immer zu mir kommen kann dies gibt ihm Sicherheit. Vor Beginn der Pause wird nochmal klargestellt, wo er danach Unterricht hat.
Manchmal kommt es zu Konfliktsituationen mit anderen Kindern, bei denen ich vermittle und erkläre. Beispielsweise gab es vor kurzem eine Situation, in dem mein Integrationskind einem anderen Kind gesagt hat, dass sie komisch sprechen würde und deutsch sprechen solle. Dieses war dann beleidigt von der Aussage. Hintergrund war, dass es ihm im Deutschunterricht aufgefallen war, dass sie nicht richtig deutsch spricht und er sie nicht verletzen wollte, sondern nur helfen. Er wollte sie darauf aufmerksam machen, dass sie mehr lernen muss. Ich musste ihm erklären, dass diese Ausdrucksweise verletzend ist und habe ihn dabei unterstützt seine Sichtweise dem Mädchen zu erklären.
Während des Unterrichts benötigt er meine Unterstützung in Form von erklärenden Hilfestellungen. Oftmals versteht er Arbeitsaufträge nicht richtig. Die Ausdrucksweise oder Anweisung von den Lehrern sind oft so, dass er diese nicht verstehen kann, ich diene da als Übersetzer. Ich übersetze das Gesprochene in einfache Worte, sodass es verständlich für ihn ist.
Er ist ein toller Junge, der mir sehr ans Herz gewachsen ist und mit dem ich viel Spaß habe. Fortschritte in seiner Entwicklung zu sehen ist auch gleichzeitig ein toller Beweis dafür, dass ich meine Arbeit gut mache."